Schützt unser Saatgut! Dringender Aufruf! Macht mit!

Der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. ruft aus aktuellem Anlass auf:

Es droht die weitgehende Deregulierung von Gentechnik auf dem Acker und in den Gärten. Die EU-Kommission will durchsetzen, dass künftig gentechnisch veränderte Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung, ohne Kennzeichnung freigesetzt werden dürfen, auch ohne Rückholbarkeit, ohne Schutzmöglichkeiten vor Kontaminationen und ohne Haftungsregelungen.

Barabara Endraß, Vorstand der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.) hat bei Campact eine Petition dagegen initiiert: "Kennzeichnung und Regulierung aller Gentechnik-Pflanzen erhalten!", gerichtet an Mitglieder der Deutschen Bundesregierung.

Hier geht's zur Petition: https://weact.campact.de/petitions/kennzeichnung-und-regulierung-aller-gentechnik-pflanzen-erhalten

Diese Petition wird unterstützt durch: BÖLW, AbL, Save Our Seeds, Stiftung GEKKO, GeN – Gen-ethisches Netzwerk e.V., IG Saatgut - Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit, Biokreis e.V., Bioland e.V.

Eine weitere Möglichkeit zu zeigen, dass wir mit dem EU-Vorschlag nicht einverstanden sind! Dringend ist sie wegen der aktuell laufenden Verhandlungen in EU Parlament und Ministerrat.

Bitte weitersagen und weiterleiten!

Das Positionspapier findet ihr hier.

 

 


Saatgut ist Gemeingut!

Saatgut-Tauschbörsen in Sachsen: 

https://www.lebendige-vielfalt.org/

Termin in Bautzen unter "Aktuelles".

Seit Jahrtausenden werden Pflanzen von Menschen angebaut und vermehrt. Durch Auswahl der anpassungsfähigsten und ertragreichsten Pflanzen gelang es, unzählige Sorten zu züchten, die oft an bestimmte Regionen hervorragend angepasst sind und unsere Vorfahren ernährten. Es war selbstverständlich, von der eigenen Ernte die besten Pflanzen zu vermehren und weiterzugeben. So kam es zu einer enormen Sortenvielfalt mit dem Vorteil, dass sich diese Sorten an die regionalen Besonderheiten anpassten.

Bei Saatgut ist es wie mit der Liebe: Durch Teilen wird es mehr!

Die Vielfalt zu erhalten ist unser Anliegen. So veranstalten wir jedes Jahr im Mehrgenerationenhaus der Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde im Bautzener Stadtteil Gesundbrunnen Anfang Februar eine #Saatgut-Tauschbörse und Ende April/ Anfang Mai eine #Pflanzentauschbörse.

Salat Bautzener Dauerkopf Chili Naga Bhut Jolokia                                               Foto:St. Michalk

Erst seit etwa 150 Jahren entwickelten sich Vermehrungsbetriebe, die die kommerzielle Vermehrung übernahmen. Größter Wert wurde dabei auf hohen Ertrag und Gleichförmigkeit des Saatgutes gelegt.

Es entstanden unglaublich viele Sorten, nicht alle waren freilich ein "großer Wurf".

Aber es war damals auch rechtens, dass der Landwirt die Sorten aus eigener Ernte „nachbauen“ durfte. Erst als nach dem Weltkrieg große Monopole nach und nach diese Betriebe übernahmen, wurde Druck auf die Politik ausgeübt, dies zu unterbinden. Zugleich entstanden geschützte Sorten, die nicht mehr vermehrungsfähig sind oder nach erneuter (dann illegaler) Vermehrung keinen Ertrag mehr erbringen (sog. F1- Hybriden).

Dadurch verschwanden mehr als 75% der bewährten Sorten, wir erleben ein Aussterben der Artenvielfalt im Garten und auf den Feldern, wie es in der Geschichte der Menschheit wohl noch nie dagewesen ist.

Der bisherige traurige Schlusspunkt ist die Einführung der Gentechnik, womit das Erbgut für immer verfälscht und verunreinigt wird und deren Auswirkungen nicht abschätzbar und unumkehrbar sind. Erneut wird dadurch die genetische Vielfalt, soweit sie noch besteht, zerstört. Dabei ist es für die Menschheit überlebenswichtig, diese Vielfalt zu erhalten! Wie sonst sollen neue, an die sich stetig ändernden äußeren Einflüsse angepasste Sorten gezüchtet werden?

In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder vermehrte Bemühungen der Saatgutkonzerne, die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen, was zum Großteil auch gelang, geht es doch um enorme Gewinne.

So kam es z.B. zu einem quasi Verkaufsverbot der alten Sorten, es sei denn, sie werden einem umständlichen und teuren Zulassungsverfahren unterworfen. Die Bedingungen dieser Zulassungen dazu wurden jedoch auf die „modernen“ Hybrid-Sorten ausgerichtet, so dass viele regionale Sorten, deren Vorteil gerade die Vielfalt der Gene und damit eine enorme Anpassungsfähigkeit ist, diese Zulassung nicht erhalten können. Ohne Zulassung dürfen diese alten Sorten nicht in den Handel gebracht werden, sie sind nicht „marktfähig“; Anbau für den Eigenbedarf und nichtkommerzielle Weitergabe bleiben aber (noch?) erlaubt.

Das Anbauverbot alter Sorten im Hausgarten wurde zwar bisher auch aufgrund vieler Proteste stets abgewendet, aber es ist noch immer keine Wende in der Politik ersichtlich. Das beweist ein Urteil des obersten EU- Gerichtshofes im Sommer 2012, mit dem die bisherige Politik der unverhältnismäßigen Förderung der Saatgutmonopole fortgesetzt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass nur noch wenige unabhängige Saatgutbetriebe existieren, die aber die Konzerne offensichtlich stören.

Die EU- Kommission will seit Jahren das Saatgutrecht neu ordnen und „harmonisieren“, eine Verbesserung der Situation ist aber nicht zu erwarten, eher das Gegenteil. Und es werden immer neue Hürden für den Hobbygärtner aufgetürmt: Es droht die Verpflichtung auch für diese, einen Pflanzenpass auszustellen. Dazu müsste man sich kostenpflichtig registrieren lassen und erheblichen bürokratischen Aufwand betreiben. Näheres bei der Saatgutkampagne. Mehrere Petitionen laufen zu diesem Thema.

 

Wer mehr zur Geschichte der Pflanzenzüchtung erfahren möchte, vor allem warum und wie es dazu kam, dass das Wissen über die Saatgutgewinnung völlig verschwand, dem empfehle ich einen hervorragend recherchierten Bericht auf " Ichbindannmalimgarten". Sehr lesenswert! Fehlt nur noch ein Hinweis auf die Saatgutpolitik im Dritten Reich, die auch hier "unwerte" Sorten definierte und diese ausrotten wollte. 

Die einzige Konsequenz bleibt: Selbst Saatgut vermehren und weitergeben! Nur damit lässt sich der weitere Verlust der Vielfalt unserer ererbten Nutzpflanzen aufhalten.

Verschiedene Tomatensorten Bautzener Kastengurken

Dass das durchaus für jeden möglich ist, beweist eine wachsende Schar von Interessierten. Sie werden sehen: Es macht Spaß und gibt die Gewissheit, naturbelassene Produkte zu essen.

Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Auch wer kein Saatgut aus eigener Ernte mitbringen kann, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, unbekannte und seltene Sorten kennen zu lernen, zu erwerben und diese dann im eigenen Garten zu vermehren und damit zu erhalten.